Betreuung

Kostenloses Webinar:

"Sind Krippe und Kita wirklich das Beste für Kinder und Eltern?"

Termin: Sonntag, den 10.7.22 mit Anmeldung

https://www.online-familienberater.de/kurse/georg-milzner

Jenniffer Ehry-Gissel hat den Psychiater und Psychoanalytiker Dr. Hans-Joachim Maaz zur frühkindlichen Betreuung interviewt:

Mit jedem zusätzlichen Monat, den Kinder unter drei Jahren in der KITA verbringen, reduzierte sich der bei diesen Kindern später gemessene IQ um durchschnittlich 0,5 %

Krippenstress bremst die Intelligenzentwicklung

Interview mit einer Krippenerzieherin aus Mecklenburg-Vorpommern von Autorin Hanne Kerstin Götze:

Ich kann und will das nicht mehr

Die heimliche Bedrohung der Kleinstkinder:
Der unzureichende Betreuungsschlüssel

Babys und Kleinstkinder sind unser kostbarstes Gut, aber sie sind uns Erwachsenen auch wehrlos ausgeliefert. Sie können gegen politische Maßnahmen nicht protestieren. Wenn man sie fragen würde, ob sie lieber bei der Mama bleiben oder in eine Krippe möchten, würde die Antwort eindeutig ausfallen. Jeder kennt die Antwort. Sie müssen schon sehr in eine Bindungsvermeidung gegangen sein, wenn sie andere spielenden Kleinkinder einer wohltuenden Nähe bei Mama in Sicherheit und Vorausschaubarkeit vorziehen würden.
Da das Wirtschaftssystem der Industrienationen nicht auf Wohlfühlen sondern auf Gewinnmaximierung und Erzielen immer höheren Komforts für die (reichen) Erwachsenen ausgerichtet ist, zählt nicht die Liebe. Eltern sollen im Dienste der Konzerne und des mit diesen verknüpften Staatswesens Maximalleistung am Arbeitsmarkt und Minimalleistung in der Familie erbringen. Nicht die Liebe zählt mehr.

Als neuesten Beweis möchte ich die still und heimliche Verschlechterung des von der Deutschen Liga für das Kind empfohlenen Betreuungsschlüssels von einem Positionspapier von 2008 zum heutigen Paper von 2015 anführen. Es verbessert sich nichts für unsere Kleinsten, im Gegenteil, es wird immer härter:

ganzer Artikel

  1. Während im ersten Statement der Wissenschaftler entwicklungspsychologisch richtig eine Unterscheidung zwischen der Gruppe Ein- bis Zweijähriger von der der Zwei- bis Dreijährigen im Hinblick auf das rechnerisch notwendige Erzieher- Kind-Verhältnis gemacht wurde, fasst man nun 2015 die Kleinkinder einfach zusammen:

2008 2015
zwischen 0-1 Jahren: 1 : 2 zwischen 0-1 Jahren: 1 : 2
zwischen 1-2 Jahren: 1 : 3 zwischen 1-3 Jahren: 1 : 4
zwischen 2-3 Jahren: 1 : 5

Das bedeutet, dass es möglich ist, dass eine Erzieherin für 4 Einjährige zuständig sein kann. Mal ehrlich: schaffen Sie es, allein einjährige Vierlinge zu betreuen? Bei Neueröffnungen von Krippen ist diese Situation nicht ungewöhnlich.


  1. Die Altersmischung in Gruppen sah 2008 ebenso eine Differenzierung zwischen den beiden Altersgruppen vor, 2015 hingegen verschlechterte sich das Verhältnis, indem 2 Babys sogar unter einem Jahr zusammen mit2 Kleinkindern zwischen 1 und 3 Jahren betreut werden können und der Erzieher-Kind-Schlüssel irreführend mit 1: 3 angegeben wird. Wie soll das rechnerisch aufgehen? Es widerspräche der zusätzlichen Regel, dass für 2 Babys unter einem Jahr eine Erzieherin verantwortlich ist, wenn 2 Babys und 1 Kind über einem Jahr von einer Erzieherin betreut werden sollen. Zusätzlich problematisch ist, dass oft einfach Personal nach ihren Dienststunden gerechnet und gemittelt wird, ohne dass die konkret erforderliche Bindungssituation von Babys unter einem Jahr von 1: 2 und den nicht wenig älteren Einjährigen von ehemals 1:3 eingehalten wird.

    2008 war es einfacher: Eine Erzieherin war zuständig für 2 Kinder zwischen 1 und 2 Jahren und 2 Kinder zwischen 2 und 3 Jahren. Die Babys erforderten eine gesonderte Berechnung von 1:2. Hätte man also 2 Babys und 4 Krabbelkinder, hätte man konkret zwei Erzieherinnen benötigt und somit eine damals empfohlene Gruppenstärke von 6 Kleinkindern nicht überschritten. Sie lautete: Maximal 6 Kinder unter zwei Jahren können in einer Gruppe betreut werden. Dies war eine runde Sache.

2008 2015

2 Kinder zwischen 1 und 2 Jahren

und 2 Kinder zwischen 2 und 3 Jahren

1 : 4

2 Kinder zwischen 0 und 1 Jahren

und 2 Kinder zwischen 1 und 3 Jahren

1 : 3



  1. Die heute empfohlene Gruppenstärke liegt aber bei 8 Kindern pro Gruppe zwischen 1 und 3 Jahren und bei 6 Kindern pro Gruppe unter einem Jahr. Es sind nicht vergleichbare Einteilungen. Unakzeptabel wäre, dass davon abgeleitet schon 8 Einjährige in einer Gruppe sein dürften. Sie würden dann in dieser Gruppe nur noch 2 Erzieher haben!! (siehe Punkt 1) Dagegen wäre 2008 eine Gruppe von 8 Kindern nur unter der Voraussetzung möglich gewesen, dass diese alle zwischen 2 und 3 Jahren sind!

2008 2015
6 Kinder pro Gruppe unter 2 Jahren 6 Kinder pro Gruppe unter 1 Jahr
8 Kinder pro Gruppe zwischen 2 und 3 Jahren 8 Kinder pro Gruppe zwischen 1 und 3 Jahren


  1. Wie sieht es nun bei sogenannten altersgemischten Kindergartengruppen hinsichtlich der Regelungen zur Gruppengröße aus? 2008 ging man davon aus, dass diese Gruppen nicht mehr als 8 Kinder beinhalten sollten, wenn Kinder unter einem Jahr dabei sind. Ganz hart 2015: In diesem Fall dürfen es nun sogar 10 Kinder sein! Man stelle sich dabei folgende mögliche Altersmischung vor, die von der deutschen Liga abgesegnet würde: 5 Babys unter einem Jahr, 2 Kinder von 1 bis 3 Jahren und dann 3 weitere Kindergartenkinder über 3 Jahre! Denn erst bei einer Gruppengröße von 15 Kindern dürfen nur 5 Kinder unter 3 Jahren dabei sein!

Hinsichtlich der Betreuungsschlüssel gab es 2003 Empfehlungen lt. Hellmann vom Marie-Meierhofer Institut Zürich, die eine detaillierte und genaue Berechnung des Erzieher-Kind-Verhältnisses ermöglichten:

Kinder unter 18 Monaten 0,4 Erwachsene pro Kind
Kinder zwischen 18 und 36 Monaten 0,25 Erwachsene pro Kind
Kinder von 37 bis 60 Monaten 0,2 Erwachsene pro Kind

Diese Berechnung der Betreuungsschlüssel wurden bislang von der GAIMH (German Assoziation for Infant Mental Health für Deutschland, Österreich und Schweiz) verbreitet Es wurde nicht davon ausgegangen, dass dabei Kinder unter 12 Monaten dabei waren! Wenn 5 Kinder z.B. unter 18 Monaten betreut werden sollten, benötigte man dafür 2 Erwachsene. Damit ist dieser Schlüssel mit den Empfehlungen der Deutschen Liga für das Kind von 2008 vergleichbar (6 Kinder zwischen 1 und 2 Jahren werden von 2 Erzieherinnen betreut). Erst ab 1 ½ Jahren bis zu drei Jahren soll ein Betreuungsschlüssel von 1: 4 gelten. Im zweiten Lebensjahr zählt jeder Monat, den das Kind in seiner Entwicklung benötigt, um über Sicherheit bei vertrauten Personen die wichtigen Erkundungsschritte in die Welt ohne Angst zum gehen. Dies ist wichtig für eine ungestörte Entwicklung seines Gehirns, seines Nervenzentrum und um eine Überaktivierung der Stressachse mit lebenslang verändertem Cortisol-Profil zu vermeiden. Und selbst noch bis ins Vorschulalter von 5 Jahren sind 5 Kinder pro Erzieher ein anzustrebendes Betreuungsziel.

Selbst bei Fremdbetreuung, die unter ungewöhnlich günstigen Umständen zu einer sicheren sekundären Bezugsperson für das Kind führen würde, kann nicht davon ausgegangen werden, dass von dieser Person Liebe zum Kind ausgeht. Stolz auf das eigene, zumindest verwandte Kind, ein Strahlen in den Augen der eher fremden Bezugsperson ist nur in Einzelfällen (Lieblingskinder) zu erwarten. So sieht man auf allen Krippenfotos niemals ein lachendes Kindergesicht und niemals strahlende Kinderaugen.

Da Fremdbetreuung im großen Stil nach dem dem Zweiten Weltkrieg erstmals in der Menschheitsgeschichte begonnen und v.a. im Osten seit mehreren Generationen praktiziert wurde, braucht man sich über eine Kälte ostdeutscher fremdenfeindlicher Bewegungen nicht wundern. Menschenkinder, die nicht „geleibt und geliebt“ (Kais, 2013) wurden, haben auch wenig Menschenfreundlichkeit!

Diplompsychologin Antje Kräuter
Psychotherapeutin
Elternberaterin 0 bis 3
Stillberaterin AFS

als pdf

Früher Stress in der Fremdbetreuung und seine langfristigen Folgen

Fremdbetreuung bedeutet Stress für die Kinder, insbesondere die Kleinsten, mit Langzeitfolgen, die in jüngster Zeit immer häufiger und eindringlicher in wissenschaftlichen Studien dargestellt werden.

Hier ein kurzer Überblick über die bisherigen Ergebnisse:

www.fuerkinder.org: Kinder brauchen Bindung

DIE ZEIT Archiv:

Jahrgang 2013 ,Ausgabe: 37

Frankreich: "Wir bemuttern unsere Kinder nicht genügend"

Zitat: „Das hat Folgen: In einer aktuellen Unicef-Studie zum Wohlergehen von Kindern in 30 verschiedenen Ländern wurden Kinder und Jugendliche gefragt, wie sie selbst ihre Beziehung zu Eltern und Gleichaltrigen einschätzten. In dieser Untersuchung landete Frankreich auf dem letzten Platz.
Die Auswirkungen seien auch in der Uni-Klinik zu sehen, sagt Adrian Serban. Dort behandelt er Erwachsene mit Depressionen und Angstzuständen. Er hält es für keinen Zufall, dass die Franzosen seit Jahren an der Weltspitze stehen beim Verbrauch von Antidepressiva.“

Liebe auf Distanz:

Die frühe staatliche Betreuung in Frankreich hat ihren Preis. Frauen fühlen sich zunehmend entfremdet von ihren Kindern.

zum Artikel

Von Margarete Moulin

"Kleinkinder und Übernacht-Betreuung nach Trennung und Scheidung"

Forschungen der Australischen Gesellschaft für psychische Gesundheit der Kleinkinder (Australian Association for Infant Mental Health Inc.) sagen aus, dass der Ansatzpunkt, dass Kleinstkinder nach der Scheidung gleichviel Zeit bei Mutter und Vater verbringen sollen,

"nicht dem besten Interesse von Säuglingen und kleinen Kindern entspricht".

Eine Studie von McIntosh, Smyth und Kelaher (2010) zeigte, dass ungeachtet des sozioökonomischen Hintergrundes, der Wärme der Erziehung oder der Kooperation zwischen den Eltern die geteilte Betreuung der Kinder eine signifikant negative Auswirkung auf das Kindeswohl in Bezug auf Emotionen und Verhalten hatte.

"Babys unter zwei Jahren, die ein oder mehrere Male während einer Woche bei beiden Eltern übernachteten, zeigten signifikanten Stress. In ihrem allgemeinen täglichen Verhalten waren diese Babys stärker irritiert und strengten sich mehr an, um die Anwesenheit ihrer primären Eltern zu beobachten und in deren Nähe zu bleiben, als Babys, die weniger oder kaum über Nacht von ihren primären Bezugspersonen weg blieben. Ein ähnliches Profil zeigte sich bei älteren Kindern im Alter von 2 bis 3 Jahren, bei denen die Betreuung geteilt war (35 bis 50 % Übernachtungen bei jedem Elternteil). In dieser Altersgruppe fand die Studie signifikant höhere Raten von Problemverhalten (z.B. Weinen oder sich beim Weggehen am primären Elternteil festklammern, Weigerung zu essen sowie Hauen, Beißen oder Treten des Elternteils) wie auch geringe Ausdauer bei Aktivitäten und Erkundungen, verglichen mit Kleinkindern mit weniger oder keinen geteilten Übernachtungen."

Diese Ergebnisse stimmten mit der Studie von Solomon Und George (1999) überein, die bei diesen Kindern mehr Ängstlichkeit und unsichere Bindungsmuster feststellten. Die gesamte Bindungs- und entwicklungspsychologische Forschung läßt den Schluss zu, dass "wiederholte und länger dauernde Abwesenheit der primären Bezugsperson für Säuglinge und Kinder unter 4 jahren mit einzigartigem Stress besetzt ist", was sich in irritiertem und wütendem Verhalten beim Wieder-Zusammentreffen mit der primären Bindungsperson zeigen kann, aber auch durch psychosomatische Symptome

(Bakermans-Kranenburg, van Ijzenddorn & Luffer, 2003; Belsky & fearon, 2008; van Ijzendoorn & Sagi-Schwartz, Juli, 2011).

Kleinkinder und Übernacht-Betreuung nach Trennung und Scheidung (pdf)

Vereinbarte Betreuungszeit in den Kindertageseinrichtungen und Betreuungsquoten nach Bundesländern

Wie viel Zeit verbringen Kinder unter drei Jahren pro Woche in den Krippen?

Im Durchschnitt vereinbarten die Eltern in Deutschland mit den Einrichtungen einen Aufenthalt von 37,6 Stunden pro Woche, dabei im Osten 42,2 Stunden (!) und im Westen 36,5 Stunden.

76 % der ostdeutschen Krippenkinder verbringen dort mehr als 35 Stunden pro Woche, hingegen nur 52,4 % der westdeutschen Kinder in Fremdbetreuung haben solche langen „Arbeitstage“.

Umgekehrt kommen nur 6,1 % der ostdeutschen Krippenkinder in den Genuss einer leichter zu verkraftenden kurzen Spielzeit in der KiTa mit unter 25 Stunden pro Woche, hingegen sind 17,8 % der westdeutschen Krippenkinder nur stundenweise vom Elternhaus getrennt.

Die wenigsten Stunden pro Woche sind die Kleinkinder aus Bayern im Durchschnitt in der wöchentlichen Fremdbetreuung (31,5 h/Woche) und die meisten Stunden außer Haus werden die Kinder aus dem Saarland (45,3 h), Thüringen (44,2 h), Mecklenburg-Vorpommern (44,1 h) gegeben. Davon haben v. a. in Thüringen nahezu alle Kinder in Fremdbetreuung (90,5 %) mehr als 35 Stunden pro Woche in den Einrichtungen zu verbringen,- nach dem augenscheinlichen Motto: ganz oder gar nicht. Im Gegensatz dazu sind aber nur 32,5 % dieser fremdbetreuten Kleinkinder aus Bayern so lang von der Mutter getrennt.

Quelle: Statistisches Bundesamt/ Bonn 2014 (Auszüge aus H105-Statistiken der Kinder- und Jugendhilfe)

auch zum Download (pdf)

Grafik der statistischen Ämter des Bundes und der Länder: Betreuungsquoten von Kindern unter 3 Jahren in Deutschland (pdf)

Tabelle: Anteil der Kinder in öffentlich geförderter Betreuung gesamt (pdf)

Brisch, K. H. (2009):
Die frühkindliche außerfamiliäre Betreuung von Säuglingen und Kleinstkindern aus der Perspektive der Säuglingsforschung

Analytische Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie AKJP, 142, 143-158.

"Aus bindungstheoretischer Sicht sollten Kinder die Möglichkeit haben, während des ersten Lebensjahres eine sichere emotionale Bindung an eine Hauptbindungsperson entwickeln zu können. Diese Hauptbindungsperson kann die leibliche Mutter, die Pflegemutter oder die Adoptivmutter oder respektive auch der leibliche Vater, der Pflege- oder Adoptivvater sein, aber auch die Krippenerzieherin. Die meisten Eltern wünschen sich nach unserer Erfahrung, dass sie selbst die Hauptbindungspersonen oder primäre Bindungspersonen für ihr Kind werden mögen..."

... mehr (pdf)

Eltern, schützt eure Kinder!

Von Marie Amrhein
(Cicero, 10. Oktober 2014)

Kolumne: Stadt, Land, Flucht:„Die Kindheit ist unantastbar“, schreibt Kinderarzt Herbert Renz-Polster in seinem neuen Buch.
Er formuliert eine eindringliche Mahnung an uns Eltern

Ihr Lebenstempo zieht langsam an: Krippenplatz vom 11. Monat an, Kindergarten bis in die späten Nachmittagsstunden, nachmittags zum Reiten, seit kurzem noch Ballett, nun rät die Schulleiterin zur Einschulung mit fünf Jahren. Und ist es nicht schon längst Zeit für ein Instrument?

Kinder müssen träumen, frei spielen, nicht zu viel vor dem Computer hocken, auf Bäume klettern und im Dreck wühlen. Ich weiß das schon. Theoretisch. Praktisch beobachte ich auch an mir eine Tendenz, mein Kind gemäß heutiger Gesellschaftsstrukturen zu überfordern.

Zum ganzen Artikel (Cicero)

NLSCY Eine exzellente Längsschnittstudie zur qualitativ hochwertigen Fremdbetreuung in Quebec/Kanada 1990

Infolge dieses bereitgestellten Angebots nahm die mütterliche Berufstätigkeit in Quebec erheblich zu.

Ergebnisse:

Dr. Rainer Böhm: Stress - Das unterschätzte Problem frühkindlicher Betreuung (pdf)

"Die Ergebnisse waren mehr als ernüchternd. Bei den Kindern in Quebec zeigten sich eine Zunahme von Hyperaktivität, Unaufmerksamkeit, Aggressivität, eine Verschlechterung des Gesundheitszustands, hauptsächlich in Form vermehrter Infektionskrankheiten. Bei den Eltern zeigten sich eine Verschlechterung aller Eltern-Kind-Interaktionsparameter, u.a. eine Zunahme feindseliger und inkonsistenter Erziehung, eine schlechtere elterliche psychische Gesundheit (u.a. vermehrte mütterliche Depression) und eine geringere Beziehungszufriedenheit der Frauen. Nicht einmal ökonomisch zahlte sich das hochsubventionierte Programm aus: Die Kosten des Programms lagen über dem zusätzlich erzielten Steueraufkommen."

Quelle: Baker, M., Gruber, J., Milligan, K. (2005). Universal Childcare, Maternal Labor Supply and Family Well-Being.

Auswirkungen frühkindlicher Gruppenbetreuung auf die Entwicklung und Gesundheit von Kindern

Dr. med. Rainer Boehm, Beitrag aus der KiPra

"... Die derzeitigen Planungen zum Krippenausbau sind vor allem von ökonomischen Aspekten bestimmt [36] und ignorieren weitgehend gesundheitliche Aspekte. Für eine gesunde Entwicklung brauchen Kinder jedoch besonders in den ersten 3 Lebensjahren die Liebe und die Zeit ihrer Eltern. Wir Pädiater müssen hier unsere Aufgabe als Anwälte einer nachhaltigen Kindergesundheit noch besser wahrnehmen ..."

weiterlesen (pdf)

Literaturliste (pdf)

Early Life Stress

"In der modernen Stressforschung werden ... zunehmend nicht mehr isolierte Stressoren (z. B. Missbrauch, Vernachlässigung, Verlusterlebnisse) betrachtet, sondern alle Mechanismen, die das kindliche Cortisol-System überaktivieren, zusammenfassend als „Early Life Stress“ bezeichnet, an dessen Schädlichkeit kein Zweifel besteht.... Effekte addieren sich und führen zu einer kumulativen Gesundheitsbelastung, ein Phänomen, das im englischen als „allostatic load“ bezeichnet wird...."

Zum Artikel (pdf)

Angaben zum Betreuungsschlüssel in der Krippe in der Freien Presse Chemnitz am 26.07.2014:

Ist (Mai 2013):

1 Erzieher auf 6,6 Kinder in Sachsen

1 Erzieher auf 6,3 Kinder in Ost

1 Erzieher auf 3,8 Kinder in West

1 Erzieher auf 3,2 Kinder in Bremen

Soll:

1 Erzieher auf 3 Kinder

zum Artikel "Qualität der vorhandenen Krippen" (pdf)

Bindung und Tagesbetreuung

Aus: Familienhandbuch des Staatsinstituts für Frühpädagogik

Fabienne Becker-Stoll:

"Das NICHD Early Child Care Network (1997) hat anhand einer Stichprobe von über 1000 Kleinkindern gezeigt, dass die frühe Inanspruchnahme von Tagesbetreuung nicht grundsätzlich die Eltern-Kind-Beziehung verschlechtert: Demnach war die mütterliche Feinfühligkeit die dominierende Einflussgröße auf die Bindungssicherheit der Mutter-Kind-Bindung, unabhängig davon, ob das Kind ausschließlich zu Hause oder in nicht-mütterlicher Betreuung war. Die Kombination von wenig feinfühliger Betreuung sowohl zu Hause als auch in außerfamiliärer Betreuung war allerdings sehr häufig mit unsicheren Mutter-Kind-Bindungen verbunden. Dies zeigt, dass schlechte Tagesbetreuung eher von unfeinfühligen Müttern akzeptiert wird und sich diese Kombination dann besonders problematisch auf die Mutter-Kind Beziehungen auswirken kann.
Kleinkinder äußern zu Beginn der Tagesbetreuung meist erhebliche Anpassungsbelastungen. Bei Kleinkindern im Alter von 10 – 18 Monaten zeigten sich bei Krippeneintritt Schlafstörungen, Appetitmangel und häufige Infektionserkrankungen sowie Veränderungen im Spiel- und Sprachverhalten. Auch auf physiologischer Ebene konnten deutliche Stressreaktionen beobachtet werden. Rauh und Mitarbeiter (Rauh & Ziegenhain, 1996; Ziegenhain, Rauh & Müller, 1998; Ziegenhain & Wolff, 2000;......) haben die Zusammenhänge von kindlicher Anpassungsbelastung und Mutter-Kind-Bindung beobachtet. ............Deutlich wurde, dass eine langsame Eingewöhnung des Kindes (stundenweise und in mütterlicher Begleitung) mit geringeren Anpassungsstörungen einherging. Sicher gebundene Kinder zeigten schon bei Ankunft in der Kita niedrigere Belastungswerte, aber auch in der Gruppe und beim Spiel, fielen jedoch besonders durch negative Emotionsäußerungen bei der Trennung auf."

Sicher gebundene Kinder können also besser ihr Befinden deutlich machen und bekommen dadurch mehr Hilfe und Beachtung und überzeugen ihre Eltern hoffentlich von ihren biologisch - altersgemäßen Bedürfnissen nach Nähe zur geliebten Mutter (Anmerkung A. Kräuter)

Rauh, H., Ziegenhain, U. & Müller, B. (2000). Stability and change in infant-mother attachment in the second year of life: Relations to parenting quality and varying degrees of daycare experience. In P. M. Crittenden & A. H. Claussen (Eds.), The organization of attachment relationships: Maturation, culture, and context (pp. 251-276). New York: Cambridge University Press. Rauh, H. & Ziegenhain, U. (1996). Krippenerfahrung und Bindungsentwicklung. In W. Tietze (Hrsg.), Früherziehung. Trends, internationale Forschungsergebnisse, Praxisorientierungen (S. 97-113). Neuwied: Luchterhand. Ziegenhain, U. & Wolff, U. (2000). Der Umgang mit Unvertrautem – Bindungsbeziehung und Krippeneintritt. Psychologie in Erziehung und Unterricht, 47, 176-188.

Wissenschaftliche Studie belegt:

Mit fortschreitender Krippenbetreuung wird Stressverarbeitung bei Kindern ungünstiger - mit Gefahr von langfristigen gesundheitlichen Schäden

Der Familien e.V. Hollern-Twielenfleth zitiert in seiner Stellungnahme zum geplanten Betreuungsgeld neueste wissenschaftliche Ergebnisse zur Fremdbetreuung von Kleinkindern.

Demnach steigt der Cortisolspiegel (ein Stressindikator) bei Kindern in Tagesbetreuung gegenüber den zu Hause Betreuten an. Sogar mit Eingewöhnungsphase lagen die gemessenen Cortisolwerte erheblich höher als bei den zu Hause gebliebenen Kindern. Selbst nach 5 Monaten war bei allen Kindern (sicher gebundene/unsicher gebundene) der Cortisolspiegel im Durchschnitt weiterhin höher als in der familiären Vergleichgruppe.

Bei Kindern in Tagesbetreuung, die jünger als 36 Monate waren, wurden die höchsten Cortisolwerte verzeichnet. Eine bessere Qualität der Betreuung kann zwar das antisoziale bzw. furchtsame Verhalten reduzieren, aber nicht aufheben. Diese nachteiligen Veränderungen des Stressverarbeitungssystems sind langfristig. Ein chronisches „Ausgesetzt sein“ von Stress in früher Kindheit bedeutet ein Risiko für späteres unangemessenes affektives und kognitives Verhalten. Folgen können eine Immunschwäche, gesundheitliche Schäden, geringere Intelligenz- und Gedächtnisleistungen, vermehrte Angst und andere irreversible Schäden sein.

Das Fazit des Familien e.V.:

Im Kleinkindalter ist die Erziehung durch die eigenen Eltern im Hinblick auf die Persönlichkeitsentwicklung des Kindes der Betreuung in Gruppentageseinrichtungen signifikant überlegen!

Erziehung ist Liebe und Beispiel

(F. Fröbel)

Ganztagsbetreuung von Kleinkindern in Deutschland

Leute, zieht nach Straubing, Freyung und Osterholz! Dort wachsen scheinbar immer noch gut behütete Menschen heran. Man wird hier sicher noch überall gelebte Liebe zu Kindern beobachten können. Eine Studie könnte zeigen, ob der psychische Gesundheitszustand dieser Bevölkerung verglichen mit der Bevölkerung Thüringens ein signifikant besserer ist.

zum Artikel von Antje Kräuter (pdf)

Der Verein Verantwortung für die Familie e.V. (VFA)

schreibt auf seiner Webseite:

“Gute Familien sind das Wichtigste für eine Gesellschaft, in der Menschen in Freiheit und Würde ihr Leben gestalten können. Allerdings werden Eltern bei der Erziehung ihrer Kinder mit immer größeren Herausforderungen konfrontiert, die ohne fachkundige Hilfe manchmal kaum zu bewältigen sind. Verantwortung für die Familie e.V. hat sich aus Fachleuten gebildet, der Eltern in Fragen bei ihrer wichtigen Aufgabe der Erziehung unterstützen möchte. Ins Leben gerufen wurde dieses Forum von Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten.“

Hier einige Artikel des Vereins:

Krippenausbau in Deutschland – Psychoanalytiker nehmen Stellung (pdf)

25 Prozent der Kleinkinder mit psychischen Störungen (pdf)

In Kinderkrippen werden Kinder krank (pdf)

Krippen zerstören die Eltern-Kind-Beziehung (pdf)

Krippenkinder sind aggressiver (pdf)

DEPRESSION

Der Gemeinsame Bundesausschuss hat eine Versorgungsanalyse vorgelegt
(DÄ 9/2011: G-BA stellt Analyse der Versorgung vor).

Kraftlos

Es ist unter epidemiologischen Aspekten hoch relevant, sich des Themas Depression intensiver anzunehmen. Leider wirkt der umfangreiche Statusreport des G-BA merkwürdig saft- und kraftlos, was das Thema der Primärprävention betrifft. Die Depression ist eine der Erkrankungen, die am stärksten durch chronische psychosoziale Stressbelastungen determiniert ist. Es wäre daher eigentlich unumgänglich, sich unter dem Aspekt der Resilienzförderung auch Aspekten der frühkindlichen Entwicklung zuzuwenden. Zahlreiche neurobiologische, entwicklungspsychologische und psychoepidemiologische Studien haben wiederholt die hohe Bedeutung einer sicheren frühen Bindungsbeziehung für die Funktion der HPA-Achse und die lebenslange Stressverarbeitungskapazität nachgewiesen.

Die Förderung früher Bindungssicherheit sowie die Vermeidung der Ausbildung dysfunktionaler Stressverarbeitungsmuster, wie sie zum Beispiel bei zu früher ganztägiger Gruppentagesbetreuung häufig auftreten, sind daher Ansätze, die dringend stärkere Berücksichtigung verdienten. Gerade bei den großen Volkskrankheiten werden wichtige Determinanten in der frühen Kindheit bisher sträflich vernachlässigt.

Dr. Rainer Böhm, 33605 Bielefeld
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 108 | Heft 17 | 29. April 2011


Drei kleine Kinder (Melissa Jean)

Foto mit Genehmigung von Melissa Jean: www.melissajean.com.au


"Aber aller Anfang ist schwer, sagt sich die Mutter in den ersten Wochen, in denen sie ihrem wimmernden Kind jeden Morgen an der Pforte den Rücken kehrt. Den Stich, den ihr der "unbekannte Weise" dabei im Herzen versetzt, wehrt sie ab. Und siehe da: Eines schönen Tages weint das Kind ihr beim Abschied nicht mehr nach; es freut sich auf seine neuen Kameraden. Die Beharrlichkeit hat sich bezahlt gemacht, und wie gut dem Kind das Spiel mit Gleichaltrigen tut, denkt sie.
Ahnt sie nicht die Bitterkeit, mit der es "im Erdreich seines Schmerzes Wurzel gefasst" hat? Alles, was ihm Geborgenheit hätte geben können, hat sich von ihm zurückgezogen, ehe sein Flehen verstummte und es sich unter Seinesgleichen eine neue Heimstatt schuf. Nun sitzen sie zusammen, die zu früh Entbundenen, und teilen ihr kleines Schicksal wie ein Stück hartes Brot.
'Soziale Kompetenzen' sollen diese gesellschaftlichen Frühgeburten voneinander lernen. Aber hier ist jedes Kind eines von vielen. Es wird betreut und beschäftigt, aber nicht geliebt und geleibt. Was es lernt, ist das Überleben in der Masse:.... das ist Unterwerfung unter den Herdeninstinkt. Und ein Herdentier muss sich auch wehren können, wenn nicht mit klugen Worten - woher sollte ein Einjähriges sie nehmen? - dann mit Händen, Füßen und alsbald mit Kraftausdrücken. Mehr noch, es muss lernen, anderen weh zu tun, ehe sie ihm wehtun. Denn da ist keiner, der hilft. Keiner, der die aus der Hand gerissene Puppe zurückholte, der den Stoß von der Schaukel sähe und den Spott hörte. Und gesetzt selbst, es wäre bei jeder Ungerechtigkeit eine gewissenhafte Erzieherin zur Stelle und würde sie zurechtrücken, so wäre es doch nicht die Mutter, in deren Umarmung allein Trost liegt."

Leila Kais (2013). Entbinden und Verbinden. Mollenberg bei Lindau: Edition Philosophie im Elfenbeinturm

Anja Otto

Anja Otto

Physiotherapeutin, Zusatzqualifizierung u.a. als Kindertherapeutin

Meine eigene Krippenzeit begann mit sechs Monaten (1977) . Die frühe Trennung von meiner Mutter, die ungestillte Sehnsucht nach ihrer Nähe, ihrem Schutz und Trost hat Spuren hinterlassen. Während der ersten Schwangerschaft traf ich die Entscheidung mein Kind erst im vierten Lebensjahr in den Kindergarten zu geben, so keine außergewöhnlichen Umstände dies verhindern würden. Zurückblickend bin ich sehr dankbar, dass ich unsere drei Kinder (heute 15, 13, 6 Jahre) in den prägenden frühen Lebensjahren mit Unterstützung durch Familienangehörige selbst betreuen durfte. Eine wunderbare Zeit, in der ich ebenso sehr viel über mich selbst lernen konnte. Ich denke, die Kinder sind es wert die mütterliche Fürsorge und Wärme zu erhalten, auch wenn ich mich ein Stück zurücknehmen muss und manche Wünsche unerfüllt bleiben oder warten müssen. Mein Anliegen ist: Mütter zu stärken, zu ermutigen die Herausforderungen des Alltags mit Kleinstkindern anzunehmen und an ihre Kompetenzen zu glauben.

Alles hat seine Zeit...
Corinna Kinder

Corinna Kinder

Tagesmutter / rinnas-kruemelmonster.jimdo.com verheiratet, 5 Kinder

Nach Abitur und zwei Jahren Ausbildung zur Krankenschwester wurde ich 1989 erstmals Mutter. Von Geburtshaus oder Rooming-in hatte noch keiner gehört. Die Babys wurden nur alle vier Stunden zum Stillen gebracht. Glücklicherweise verließ ich mich zu Hause auf mein Gefühl, obwohl das Stillen lernen beiderseits eine anstrengende Angelegenheit war. Es verlangte Geduld und Zeit, aber die hatte ich ja. Das Babyjahr genossen wir beide ausgiebig.Viel brauchte es auch nicht zu diesem Glück, nicht mal ein Kinderbett.Es war das normalste,dass unser Kind von Geburt an mit bei uns im Bett schlief.Pünktlich zum ersten Geburtstag begann die Betreuung in der Krippe,da ich meine Ausbildung wieder aufnehmen musste. Nach drei Monaten entschloss ich mich jedoch, mein Kind weiterhin selbst zu betreuen, da es ständig krank wurde und sich in dieser kurzen Zeit zu einem unglücklichen Kleinkind entwickelte. 1992 wurde unsere Tochter,1993 unser zweiter Sohn,1997 unsere zweite Tochter geboren. Mit Freude war ich Vollzeit- Mutter. Finanziell leisten konnten wir es uns zu keinem Zeitpunkt, wir mussten auf einiges verzichten. Ich mußte mich oft der Umwelt gegenüber rechtfertigen, da unsere Kinder weder Krippe noch Kindergarten besuchten. Seltsamerweise wurde ich jedoch oft für meine wohlerzogenen Kinder gelobt. 2001 bot ich meiner Freundin an ihr einjähriges Kind zu betreuuen, da sie wieder in ihren Job einsteigen musste. Unsere Großfamilie wurde noch ein klein wenig größer. So fand ich den Weg zu meiner Berufung, ich wurde Tagesmutter. Wenn schon Betreuung, dann in dieser Form - in der eigenen Familie, wo das Kind keines von ganz vielen ist. 2004 kam unser dritter Sohn zur Welt, den ich noch länger stillte, als seine Geschwister. Er wuchs liebevoll in unsere große Familie hinein, hatte kleine und größere Tageskinder um sich. Die wichtigsten Dinge lernte er ebenfalls zu Hause. Heute ist er ein zufriedener, ausgeglichener kleiner Kerl, dem auch die Schule keine Schwierigkeiten bereitet. Nach meinem heutigen Wissensstand, was die Mutter-Kind-Bindung und die gesamte Thematik der frühen Kindheit betrifft, bin ich sehr froh und stolz auf mich, mein Leben mit unseren Kindern so gelebt zu haben! Gefühlsmäßig habe ich vieles richtig gemacht. Mein Anliegen hier und auch in meinem Beruf ist es, den Mamas und Papas Kraft, Mut und meine Unterstützung zu geben, sich auf ihre eigene Intuition zu verlassen. Sich nicht in irgendwelche Regeln pressen und sich nicht ständig reinreden zu lassen. Zu wissen und zu sehen, dass die ersten drei Jahre die Wichtigsten überhaupt und unwiderbringlich sind!

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